Ein typischer Tagesablauf auf dem Ziegerhof
Es ist 07.45 Uhr. Irgendwo in Schwäbisch Gmünd setzen sich gerade 3 Busse in Bewegung. Ihr Ziel: der Ziegerhof. Auf dem Weg dorthin sammeln sie aus allen Gegenden der Stadt Kinder ein, die sich auf dem Ziegerhof der Gemeinde St. Maria angemeldet haben. Doch es ist keine normale langweilige Busfahrt, denn man sieht den Kindern die Vorfreude an, die Freude auf das, was der heutige Ziegerhoftag alles bieten wird.
Vorbei an Maisfeldern und Bauernhöfen gelangen die Busse an ein kleines verrostetes Schild, auf dem Ziegerhof steht. Die Türen werden geöffnet und die Kinder können es kaum noch erwarten ins Kolosseum zu gelangen, um dort gemeinsam mit den Mitarbeitern den Tag zu beginnen.
Der Tag startet mit fröhlichem Gesang auf den das beliebte Anspiel folgt. Passend zum Thema und heutigem Programm wird ein kleines Theaterstück vorgeführt, dass sich durch die gesamten zwei Wochen zieht. Danach geht es aber schnell zum Frühstück, denn der Kaba wartet schon.
Nachdem sich jeder reichlich gestärkt hat, können sich die Kinder ihr Programm nun selbst einteilen. Doch langweilig wird es keinem. Im Wald beispielsweise gibt es viele Möglichkeiten sich in der freien Zeit zu beschäftigen. Manche würden sagen, dort sind nur Stöcke an Bäume gelehnt, doch wir nennen diese Konstruktionen „Lägerle“. Diese Lager können mit einem Geschäft verglichen werden. Waren wie Tonscherben, Platten, Tassen etc. werden mithilfe der typischen Ziegerhofwährung, den Tannenzapfen, verkauft. Doch neben materillen Güter bieten die Geschäfte auch ganze Vergnügungsviertel mit Minigolf-Anlagen und Barfußpfade. An Kreativität und Einfallsreichtum mangelt es den Kindern jedenfalls nicht, denn jedes Jahr entwickeln sie neue Attraktionen.
Dann ertönt auch schon der Gong und die Kinder versammeln sich im Kolosseum. Die erste Gruppenstunde steht an. Doch es ist keine normale Gruppenstunde, sondern eine etwas andere. Der Gruppenleiter hat sich zusammen mit dem Hilfsgruppenleiter heute etwas besonderes überlegt. Sie basteln, aber nicht so etwas, was nachher in der Ecke des Kinderzimmers steht und einstaubt, sondern etwas nützliches. Die Materialien werden aus dem Bastellager geholt und nun kann es auch schon losgehen. Bretter werden zersägt, Bleistifte malen tolle Motive, Pinsel werden geschwungen. Die Kinder merken gar nicht, wie schnell die Stunde verging und der Gruppenleiter schickt sie in die Freispielzeit.
Gong. Das bedeutet aus allen Ecken kommen Kinder gesprungen, die auch gerne mal das Signal zum Mittagessen geben würden. Doch lange dauert dieses Prozedere nicht, denn aus der Küche kommt wieder ein unheimlich gut duftender Geruch. Brandy und seine Crew werden bestimmt wieder etwas Leckeres gekocht haben. Die Kinder laufen zu ihren Plätzen im Speisesaal. Es wird gewartet bis die Leitung den Gebets-Ohrwurm anstimmt. „Alle Guten Gaben, alles was wir haben…“. Kaum ist das Lied verklungen, stürmen die Gruppenleiter zu dem Ausgabefenster der Küche, denn jeder möchte seiner Gruppe als erstes das Essen bringen.
Erst als alle Kinder fertig gegessen haben, gibt der Gruppenleiter das OK für das Aufstehen. Sofort quietschen die Stühle. Viele nutzen die freie Zeit nun um ein wenig zu entspannen, eine Siesta einzulegen. Wer es jedoch aufregender haben möchte, kommt auch auf seine Kosten. Das Zauberwort heißt: Mittagsprogramm. Eine spannende Schnitzeljagd wurde von zwei Gruppenleitern vorbereitet. Das Gelände wird nun zu einem riesigen Spielfeld. Kinder rennen durch die Gegend auf der Suche nach Hinweisen, jeder Stein wird umgedreht. Nicht nur für die Teilnehmer ist es ein großer Spaß.
Wiedermal ertönt der Gong, der das Signal für „Ebbes guats“, besser bekannt als Kinderkaffe, gibt. Pfannkuchen, Nussstrudel, alles was das süße Herz begehrt. Gleich danach folgt die zweite Gruppenstunde. Nachdem vorher gebastelt wurde, geht es jetzt ruhiger zu. „Chef Vize“ oder auch „Ruderregatta“ finden bei den Kindern großen Anklang.
Der Gruppenleiter beendet die Gruppenstunde und schickt seine Kinder in die Freispielzeit. Im Baumhaus werden prächtige Bänder geknüpft; rot, grün, blau, alles was die Wollkiste hergibt. Ein letztes Mal fliegt auf dem Fußballplatz der Ball ins Tor, die Schaukel bewegt sich noch einmal im Wind, im Wald wird das letzte Geschäft gemacht, eine schöne, marmorierte Platte für 4 grüne Tannenzapfen verkauft.
Das Abendessen wird angerichtet. Die Kinder nehmen ihre Plätze ein. Heute gibt es Vesper. Die Kinder beißen in die Brötchen und genießen das gemeinsame Essen in der Gruppe. Doch das Gruppenhäuschen muss noch dringendst nach dem Essen von dem ganzen Schmutz und Dreck befreit werden. So heißt es Besen nehmen und putzen, damit das Häuschen morgen wieder strahlt.
Der letzte Teil des Tages bildet der Abschluss. Tschüss und dann gehen. Nein so läuft es bei uns nicht. Der Abschluss ist gespickt mit einigen Highlights. Begonnen wird mit dem Lob- und Meckerkasten. Die Kinder äußern ihr Feedback bezüglich des heutigen Tages. Aber nicht nur das! Bestimmte Mitarbeiter werden aufgefordert einen Tanz vorzuführen, mehr oder weniger gut. Die Kleiderkiste folgt dem ganzen Spektakel. (Fast) Alle Kleidungsstücke, welche tagsüber verloren gegangen sind, finden jetzt wieder ihren Besitzer. Die Stimmung ändert sich. Der Steinhalbkreis verwandelt sich in ein Stadion. Von den Tribünen hallen Motivationszurufe. Jedes Team möchte gewinnen. Busspiel heißt dieser Wettkampf. Die drei Busse kämpfen gegeneinander, wer als erstes zum Bus gehen darf. Betreuer und Kinder werden eine Einheit und tun alles, um zu gewinnen. Blau gewinnt heute, die Kinder aus dem blauen Bus rennen los. Die anderen warten noch im Kolosseum und singen ein paar Lieder. Nach kurzer Zeit dürfen auch sie Richtung Bus gehen.
Sie verlassen den Ziegerhof mit einem Lächeln auf den Lippen. Sie denken daran, was sie heute schönes erlebt haben. Neue Freundschaften wurden geschlossen, alte gestärkt. Morgen ist ein neuer Tag auf dem Ziegerhof, doch gleich wie der heutige… Nein, dass wird er bestimmt nicht.
Der Bus schließt die Türen und bringt die Kinder sicher nach Hause.